Herstellung von gegossenen Bronzen
Das Cire-Perdue-Verfahren
Für die Herstellung von Bronze wurde hauptsächlich die Methode der verlorenen Form ( cire perdue ) angewendet. Diese Methode des Wachsausschmelzens existierte lange vor der Herstellung der ältesten uns überlieferten buddhistischen Bronzen, welche im Raume von Gandhâra ode Mathurâ entstanden sein dürften.
Die Herstellung gliederte sich in folgende nachträglich beschriebene Arbeitsschritte, an denen meistens mehrere Spezialisten beteiligt waren:
- Wachsmodell:
- Modellieren der Statue in Wachs
- Tongussform:
- Wachsmodell mit Ton bedecken und Trichter anbringen
- Guss:
- Herausschmelzen des Wachses.
- Gießen des flüssigen Metalls in erhitzte Gussform.
- Freilegen der Bronze durch Zerschlagen der Gussform
- Überarbeiten:
- Gusskanäle entfernen, Gussfehler beheben
- Polieren, Ziselieren
- Vergoldung
- Feuervergoldung und Kaltvergoldung
- Einlegearbeiten:
- Einlegen mit Edel- und Halbedelsteinen
- Tauschieren mit Kupfer, Silber und Gold
Weitere Herstellungsschritte
Nach der Erteilung eines Auftrags für eine Bronzestatue (Bronze Buddhas) musste sich der für das Wachsmodellieren geeignete Spezialist vorerst auf seine Aufgabe vorbereiten. Dazu gab das Silpashâstra des Manasâra – ein alter indischer Text, welcher sich mit der Herstellung von Bronzen beschäftigt – folgende Anleitung:
„Die geplante Statue muss zuerst durch Kontemplation im Geiste des Sthapâti vollständig visualisiert und realisiert werden, bevor sie mit den vorbereitetem Wachs gemäß den Anweisungen des Chefs Sthapâti modelliert werden kann.“
Dafür standen dem Künstler verschiedene Hilfsmittel zur Verfügung. Eines bestand im Konsultieren von Priestern, welche im Besitz von ikonographischen Manuskripten waren. Am Eindrücklichsten für die geistig-visuelle Bewusstseinsbildung war natürlich die Besichtigung entsprechender Statuen, welche bereits in Tempeln im rituellen Gebrauch waren. Der erste Arbeitsvorgang bestand im Modellieren der gewünschten Statue aus Bienenwachs, der je nach klimatischen Verhältnissen mit Zusätzen vermischt war. War ein Hohlguss erwünscht, erfolgte das Modellierendes Wachses auf einem zuvor angefertigten Tonkern, welcher die ungefähre Form der fertigen Statue in einer um die Wachsdicke verringerten Größe aufwies.
Vor allem bei komplizierten Darstellungen mussten an das Wachsmodell Guss- und Entlüftungskanäle aus Wachs angefügt werden. Die so vorbereitete Wachsfigur wurde dann mit feinem Tonschlamm überdeckt und anschließend mit mehreren, von der Größe der Statue abhängigen Anzahl von Tonschichten umgeben. Dieser Vorgang war der zeitlich aufwendigste, da die einzelnen Schichten jeweils völlig trocken sein mussten, bevor mit dem Anbringen der Folgenden begonnen werden konnte. Bei den hohlen Statuen musste zudem der innere Tonkern mit Hilfe von Metallstiften an die äußere Tonform befestigt werden. Gleichzeitig mit der Anbringung der Tonummantelung wurde ein Trichter geformt. Durch diese Öffnung wurde das flüssige Wachs nach dem Erhitzen der Gussform ausgeleert. Der innere Tonkern war nun durch Metallstifte in seiner Lage fixiert und die Gestalt der zukünftigen Bronze war somit als Hohlraum im Inneren der Gussform vorhanden.
Herstellung von großen Bronzen
Große Bronzen mussten in mehreren Teilen gegossen und anschließend zusammengesetzt werden. Um ein vorzeitiges Abkühlen des Metalls zu verhindern, erfolgte der Guß in die rotglühende Gußform. Nach dem Abkühlen und Erstarren des Metalls wurde die Tonform abgeschlagen und häufig auch der innere Kern entfernt. Dabei wurde die Gussform zerschlagen und war somit verloren. Daher der Name „cire perdue“ oder besser „Verlorene Form“.
Das Herausschälen der rohen Metallstatue aus der Gussform war immer der spannenste Moment bei der Herstellung einer Bronze. Nun zeigte sich, ob die Wochen oder Monate dauernden Vorbereitungsarbeiten korrekt waren oder ob der Rohguss wieder eingeschmolzen werden musste. Als nächster Arbeitsgang erfolgte die Überarbeitung des Rohgusses. Zuerst wurden alle Guss- und Entlüftungskanäle entfernt. Luftlöcher und andere fehlerhafte Stellen wurden entweder nachgegossen oder durch das Einhämmern von passenden Kupferstücken ausgebessert. Anschließend wurde die Oberfläche poliert und alle Einzelheiten wie Schmuck und Haartracht sorgfältig nachgearbeitet. Erst am Schluss wurden die Ziselierungen und eventuelle Inschriften angebracht.
Vereinfachte Gusstechnik
Die Ausbreitung des Buddhismus führte zu einer steigenden Nachfrage für Kult-Bronzen. Daher versuchten die Künstler die Produktion zu vereinfachen. Sie entwickelten für einzelne Teile der Bronzen Gussformen, in denen sie die Wachsmodelle gießen konnten, bzw. Wachsplatten eindrücken konnten. Diese Wachsteile wurden zusammengefügt und die Fugen geglättet. Trotz dieser vereinfachten Technik war keine der Statuen mit einer anderen identisch.
Vergolden der Kult-Bronzen
Das Vergolden der Kult-Bronzen war auf einzelne Regionen beschränkt. In Nepal, Südtibet sowie Zentraltibet wurden alle Bronzen mit wenigen Ausnahmen vergoldet, während in Osttibet und China nur ein Teil der Bronzen vergoldet wurde. In Indien wurde nur ein Bruchteil aller bisher bekannten Bronzen vergoldet, während im Gebiet von Gandhâra, Swât, Kashmîr, Ladakh und Westtibet darauf gänzlich verzichtet wurde.
Bei den vergoldeten Statuen hatte die Legierung des Metalls geringere Bedeutung, bei unvergoldeten Bronzen hingegen war die Zusammensetzung des Metalls von größter Wichtigkeit. Für das Vergolden von Statuen wurde in den meisten Fällen die Methode der Feuervergoldung angewendet. Dabei wurde Goldstaub mit einer drei- bis viermal größeren Menge Quecksilber gründlich durchgemischt. Anschließend wurde ein Teil der Bronze mit dieser Gold-Quecksilbermischung bestrichen und solange über ein Holzkohlenfeuer gehalten, bis das Quecksilber vollständig verdampft war. Nach dem Abkühlen im Wasserbad konnte darauf der restliche Teil der Statue auf dieselbe Art und Weise vergoldet werden. Daher ist der Farbton und die Dicke der Vergoldung sehr variabel.
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